Drei Lehrkräfte – ein Ziel: Bildung über Grenzen hinweg

29.06.2025

Simona Demir-Payam, Ralph Etringer und Peter Fink erleben europäische Unterrichtskultur in Benissa vom 04.06.2025 – 11.06.2025

Im Rahmen des Erasmus+-Programms durften wir, drei Lehrkräfte des Balthasar-Neumann-Technikums Trier, die Gelegenheit, ein einwöchiges Job-Shadowing an der IES Josep Iborra in Benissa, Spanien, durchführen. Ziel unseres Aufenthalts war es, Einblicke in die pädagogische und organisatorische Praxis einer spanischen berufsbildenden Schule zu erhalten, den fachlichen Austausch zu fördern und Anregungen für die eigene Lehr- und Lernpraxis zu gewinnen. Besonders beeindruckt hat uns die technische Ausstattung der Werkstätten.
Bereits die jüngeren Schüler:innen arbeiten dort praxisorientiert, insbesondere im Bereich der Robotik. Es werden eigenständig Projekte realisiert – von der Konzeption über die Konstruktion bis zur Umsetzung. Dieser produktorientierte Unterricht deckt sich mit unserem Ziel am Balthasar-Neumann-Technikum, berufsnahe Lernsituationen zu fördern und Kompetenzen in realitätsnahen Szenarien zu vermitteln.
Ein herausragendes Merkmal der IES Josep Iborra ist das äußerst familiäre und herzliche Schulklima. Dieses wird nicht zuletzt durch kleine, aber wirkungsvolle Maßnahmen wie das Abspielen fröhlicher Musik während der Pausen unterstützt. Die entspannte und freundliche Atmosphäre trägt nach unserem Eindruck maßgeblich zur Lernmotivation und zum Wohlbefinden der Schüler:innen bei. Besonders interessant ist hierbei die Einbindung der Schüler:innen in die Gestaltung der Pausenmusik im Rahmen eines fächerübergreifenden Unterrichtsprojekts.
In diesem innovativen Ansatz fließen Inhalte aus Musik, Informatik und Künstlicher Intelligenz zusammen: Die Schüler:innen entwickeln eigene Musikstücke mit Unterstützung von KI-Tools und bringen dabei sowohl musikalisches als auch technisches Wissen ein. Diese Kreationen werden anschließend in den Pausen abgespielt – ein schönes Beispiel für projektbasiertes, kreatives Lernen mit hohem Identifikationspotenzial.
Besonders hervorzuheben ist die inklusive Ausrichtung der Schule: Eine spezielle Klasse mit sechs Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen wird gezielt auf ein möglichst selbstständiges Leben -vorbereitet. Die Förderung umfasst dabei alltagspraktische Kompetenzen wie Kochen, Gartenarbeit und soziale Interaktion. Dieser Ansatz hat uns inspiriert und verdeutlicht, wie individualisierte Förderung im Sinne der Inklusion erfolgreich umgesetzt werden kann.
Die Lernumgebung an der IES Josep Iborra zeugt von einem hohen Maß an Wertschätzung gegenüber den Schüler:innen. Jeder Klassenraum ist individuell gestaltet und durch eine eigene Tafel mit kreativen Inhalten personalisiert. Die Flure sind mit Schülerprojekten dekoriert und bieten zudem Rückzugsbereiche. Diese Gestaltung fördert nicht nur Identifikation mit der Schule, sondern auch ein Gefühl von Geborgenheit und Teilhabe. Im Gegensatz zu unserer Praxis am Balthasar-Neumann-Technikum, wo zunehmend Elemente des selbstgesteuerten Lernens (SGL) eingesetzt und systematisch verankert werden, konnten wir an der IES Josep Iborra keine strukturierten Konzepte des SGL beobachten. Der Unterricht erscheint stärker lehrerzentriert, wobei praxisnahe Anteile durchaus vorhanden sind. Dies unterstreicht den unterschiedlichen didaktischen Ansatz und regt zur Reflexion über mögliche Weiterentwicklungen auf beiden Seiten an.
Ein zentraler Bestandteil unseres Aufenthalts war der intensive Austausch mit dem spanischen Kollegium über zukünftige Kooperationsmöglichkeiten. Besonders erfreulich ist, dass wir konkrete Schritte in Richtung eines Schüleraustauschs unternommen haben. In enger Abstimmung mit der Schulleitung und den Kolleg:innen der gymnasialen Oberstufe vor Ort haben wir erste Eckpunkte für ein gemeinsames Austauschprojekt erarbeitet. Ziel ist es, sowohl sprachliche als auch interkulturelle Kompetenzen unserer Schüler:innen zu fördern, Projektlernen international zu verankern und die europäische Zusammenarbeit im Bildungsbereich zu stärken. Die Erasmus+-Begegnung mit der IES Josep Iborra war für uns alle eine große Bereicherung. Wir kehren mit vielfältigen Eindrücken zurück, die unser berufliches Handeln nachhaltig prägen werden. Insbesondere das wertschätzende Schulklima, die innovative Raumgestaltung, die praxisorientierten technischen Projekte und der begonnene Aufbau eines Schüleraustauschs haben uns nachhaltig beeindruckt.
Wir freuen uns darauf, die geplanten gemeinsamen Projekte weiterzuentwickeln und eine langfristige Partnerschaft zwischen unseren Schulen aufzubauen – zum Wohle unserer Schüler:innen und im Sinne eines lebendigen, modernen und weltoffenen Bildungssystems.